26.11.2025 · Agit Kabayel
Interview & Edit by Hasan Gündogan
Agit Kabayel ist einer der erfolgreichsten deutschen Schwergewichtsboxer der Gegenwart. Der in Bochum aufgewachsene Athlet mit kurdischen Wurzeln ist bekannt für seinen unbeugsamen Kampfgeist und seine beeindruckende Siegesserie. Seit seinem Profidebüt blieb der "Liverking / Leber König" ungeschlagen, wurde Europameister und erkämpfte sich dieses Jahr den Interims-Weltmeistertitel des WBC im Schwergewicht. Am 10. Januar steht er erneut im Ring - bei seinem Homecoming-Kampf in Oberhausen.
Hasan Gündogan: Was hat dich damals zum Boxen bewegt?
Agit Kabayel: Eigentlich bin ich damals erstmals zum Boxen gegangen, weil ich übergewichtig war. Mein Coach hat aber direkt Potenzial in mir erkannt und der Rest ist Geschichte. Ab dem ersten Tag hat mich das Feuer gepackt. Ich habe einfach gemerkt, dass ich im Ring ich selbst sein kann und das auch in meinem Kampfstil, aber auch in meinem Leben überbringen konnte - also im Endeffekt ehrlich, direkt und diszipliniert. Seitdem hat mich der Sport nicht mehr losgelassen.
HG: Du zählst inzwischen zu den größten Sportlern Deutschlands - wobei die Boxwelt und die deutschen Medien etwas gebraucht haben um zu realisieren, was sie da an Talent haben. Dabei sprichst du aber auch immer wieder offen über deine kurdischen Wurzeln, so wie mittlerweile auch andere bekannte Athleten, etwa Deniz Undav oder Isaac Tutumlu-Lopez. Was bedeutet es dir heute, unter anderem als Repräsentant und Gesicht von Visit Kurdistan aufzutreten? Und bist du noch regelmäßig in Pazarcik oder allgemein in Kurdistan?
AK: Das bedeutet mir extrem viel. Zu den beiden habe ich auch sehr guten Kontakt. Ich trage meine Wurzeln mit Stolz. Wenn ich heute als Gesicht von Visit Kurdistan auftreten darf, dann ist das für mich eine unglaubliche Ehre. Wir hatten vor ein paar Monaten das Privileg nach Erbil eingeladen zu werden. Ich möchte zeigen, woher ich komme und dass unsere Region viel Schönheit, Herz und Stärke hat. Genau so wie die Menschen, die nicht nur dort sondern auch wie ich hier in Deutschland leben. In Pazarcik selbst war ich bisher nur zweimal, meine Familie und meine Geschichte liegen dort. Jedes Mal, wenn ich da bin, fühle ich mich geerdet.
> Der Ruhrpott ist mein Zuhause. Ich liebe die Menschen, die Mentalität, das Bodenständige. Hier kennt man mich seit meinen ersten Schritten im Sport, hier habe ich alles gelernt. Woanders zu leben? Klar, hätte passieren können, aber mein Herz hängt hier.
Bochum gibt mir Kraft. <
HG: Was bedeutet es für dich, immer noch hier im Ruhrpott zu leben und zu trainieren? Hättest du dir jemals vorstellen können, wo anders zu sein?
AK: Der Ruhrpott ist mein Zuhause. Ich liebe die Menschen, die Mentalität, das Bodenständige. Hier kennt man mich seit meinen ersten Schritten im Sport, hier habe ich alles gelernt. Woanders zu leben? Klar, hätte passieren können, aber mein Herz hängt hier. Bochum gibt mir Kraft.
HG: Die Aufnahmen, wie du mit dem WBC Gürtel am Rathaus Bochum ankommst, sind legendär. Man sieht, wie viel dieser Erfolg nicht nur dir, sondern der ganzen Stadt und vor allem den Jugendlichen im Ruhrpott und in Deutschland darüber hinaus bedeutet. Schreiben dir viele junge Leute und wie gehst du damit um, heute in so einer Vorbildrolle zu sein?
AK: Ja, sehr viele schreiben mir. Und ich nehme mir auch die Zeit dafür. Ich weiß, wie wichtig Vorbilder sind, besonders für Kids, die nicht die einfachsten Voraussetzungen haben. Ich will ihnen zeigen: Wenn ich es geschafft habe, könnt ihr es auch. Diese Verantwortung nehme ich ernst, aber das motiviert mich gleichzeitig.
HG: Bei jedem deiner Kämpfe sieht man außer deinem Trainerteam auch KC Rebell - was bedeutet dir sein Support und wie lange kennt ihr euch schon?
AK: KC ist Familie. Wir kennen uns seit vielen Jahren, lange bevor ich große Titel geholt habe. Er war immer an meiner Seite, privat und am Ring. Sein Support bedeutet mir viel, weil er echt ist und nicht gespielt.
PK Fotos: Cem Kavaklıoğlu
Vollgepackte Pressekonferenz im Vorfeld zum Homecoming Kampf /
Agit mit KC und CR7
HG: Du bist vor Kurzem Vater geworden! Wie fühlt sich das für dich an und was hat es bisher für dich verändert?
AK: Das ist das schönste Gefühl der Welt. Nichts bereitet dich darauf vor, wie es sich anfühlt, wenn du dein Kind zum ersten Mal siehst. Es hat meinen Blick aufs Leben verändert - ich bin ruhiger geworden, fokussierter. Ich kämpfe jetzt nicht nur für mich, sondern für meine Familie.
HG: Was denkst du ist schwieriger - Vater zu sein oder Dubois in den Ring zu kriegen?
AK: Gute Frage, beides hat seine Schwierigkeiten. Ich bin immer bereit für jeden Gegner und hatte auch bei Dubois zugesagt. Aber Vater zu sein ist auf jeden Fall anspruchsvoller, im Ring weiß ich, was mich erwartet. Zuhause nicht immer.
> Die Leute können einen hungrigen, fokussierten Agit erwarten. Ich weiß, dass viele für mich kommen.
Ich will ihnen etwas zurückgeben, einen starken Kampf, ein Statement. Ich bin bereit, den Grundstein zu legen und im Sommer um die WM zu kämpfen. <
HG: Wie sieht deine tägliche Routine gerade aus und welche Songs tragen dich durch den Tag - hast du momentan ein paar Go To Songs?
AK: Mein Tag besteht aus Training, Regeneration und Familie. Morgens Cardio, abends Technik, Sparring oder Kraft, je nach Phase. Musik begleitet mich immer: viel kurdisch, viel Rap. Momentane Go-To Songs? Ein paar motivierende Klassiker für den Weg ins Gym und ehrlicherweise einfach 1Live Radio.
HG: Was denkst du über die deutsche Boxwelt und wer waren deine Lieblingskämpfer?
AK: Die deutsche Boxwelt hat Potenzial, aber wir brauchen wieder große Events, starke Persönlichkeiten und mehr Unterstützung für Nachwuchs.
Mein Lieblingskämpfer ist für immer Lennox Lewis, eine richtige Schwergewicht-Legende.
HG: Was erwartet das Publikum in Oberhausen im Januar?
AK: Die Leute können einen hungrigen, fokussierten Agit erwarten. Ich weiß, dass viele für mich kommen. Ich will ihnen etwas zurückgeben, einen starken Kampf, ein Statement. Ich bin bereit, den Grundstein zu legen und im Sommer um die WM zu kämpfen.
Foto: Kami Sadri
Ihr könnt Agit am 10. Januar bei seinem nächsten Kampf und lang ersehnten Homecoming vor deutscher Kulisse in der Rudolf Weber Arena in Oberhausen sehen und supporten!
Special Thanks an Visit Kurdistan.
